Nachteile: Warum Ihre Sparkassen-/Volksbank-Kreditkarte direkt bei der Hausbank abschließen?
- Oktay Civek
- vor 9 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Die Sparkassen- und Volksbanken-Gruppen veröffentlichen leider keine einheitliche Zahl zu ihren Kreditkartenkunden, sondern nur zum Teil regional oder für einzelne Kartentypen. Eine Hochrechnung auf Basis verfügbarer Daten liefert jedoch folgende Näherung:

Sparkasse Volksbank Kreditkarte Nachteile
Genossenschaftsbanken (Volksbanken & Raiffeisenbanken)Laut BVR-Pressemitteilung haben die Genossenschaftsbanken Ende 2018 rund 4,3 Mio. Mastercard- und Visa-Kreditkarten bei ihren Kunden im Umlauf – und waren damit auf dem besten Weg, sämtliche Kreditkarten der Gruppe bis 2021 auf NFC-Funktion umzustellen BVR.
SparkassenDer Rheinische Sparkassen- und Giroverband meldete für seine 29 Institute 1,2 Mio. reine Kreditkarten (Mastercard/Visa) bei insgesamt 4,9 Mio. Girokonten Wikipedia. Extrapoliert man diese Quote (1,2 Mio. / 29 Institute) auf alle 343 Sparkassen in Deutschland, ergibt sich:
Wenn man diese 14,2 Mio. Sparkassen-Kreditkarten zu den 4,3 Mio. Kreditkarten der Volks- und Raiffeisenbanken addiert, kommt man auf insgesamt etwa 18,5 Mio. Kreditkartenkunden in beiden Gruppen zusammen.
Hinweis: Dies ist eine grobe Hochrechnung auf Basis öffentlich verfügbarer regionaler Daten. Die tatsächlichen Zahlen können leicht abweichen, da einzelne Institute abweichende Kartenschwerpunkte (z. B. Prepaid, Charge Cards) ausweisen und nicht alle Institute ihre Daten zentral melden.
So lässt sich – auch ohne direkte Gesamtstatistik – vertretbar ableiten, dass Sparkassen und Volksbanken & Raiffeisenbanken gemeinsam etwa 18–19 Mio. Kreditkarten an ihre Kunden ausgegeben haben.
Durchschnittliche Jahresgebühren in Deutschland
Kostenlose KreditkartenViele Direkt- und Filialbanken bieten Standard-Kreditkarten inzwischen ohne Jahresgebühr an. Laut Vergleichsportalen sind inzwischen über 50 % aller neu ausgegebenen Karten gebührenfrei (CHIP).
Standard-KreditkartenFür klassische „Classic“- oder „Gold“-Karten setzen Banken meist Jahresgebühren zwischen 20 € und 50 € an. Der Großteil bewegt sich dabei nahe 30 € pro Jahr (Handelsblatt).
Premium-KreditkartenKarten mit umfassenden Zusatzleistungen (z. B. Versicherungen, Lounge-Zugang) kosten im Schnitt 70 € jährlich, können aber bis zu 137 € und vereinzelt sogar über 200 € pro Jahr erreichen (inFranken.de, Stiftung Warentest).
Fazit zur Jahresgebühr: Wenn man alle Kartenkunden betrachtet (Gebührenfreie, Standard- und Premiumkarten), liegt die durchschnittliche Jahresgebühr in Deutschland bei ca. 20 € bis 25 € pro Jahr.
Zusätzliche Kosten, die Kunden beachten sollten
Zinskosten bei Teilzahlung
Effektiver Jahreszins meist zwischen 14 % und 17 %, wenn nicht der gesamte Monatsbetrag beglichen wird (Handelsblatt).
Fremdwährungs- und Auslandseinsatzentgelt
Üblich sind 0,5 % bis 3 % des Umsatzes, einige Karten verzichten jedoch darauf (Handelsblatt).
Bargeldabhebungsgebühren
Im Inland oft 2 € bis 5 € pro Abhebung, im Ausland zusätzlich 1 % bis 3 % des Betrags (Wikipedia).
Tipps, um Kosten zu senken
Vergleich machen: Nutzen Sie unabhängige Tests (z. B. Stiftung Warentest), um eine gebührenfreie Lösung zu finden.
Vollzahlung aktivieren: Vermeiden Sie hohe Zinsen, indem Sie stets den Gesamtbetrag pünktlich begleichen.
Auslandseinsatz optimieren: Wählen Sie Karten ohne Fremdwährungsgebühr für Reisen ins Nicht-Euro-Ausland.
Cashback & Bonusprogramme: Prüfen Sie, ob Boni oder Cashback die Jahresgebühr kompensieren.
Mit diesen Informationen können Sie die wahren Kosten Ihrer Kreditkarte besser abschätzen und gezielt eine Karte wählen, die zu Ihrem Nutzungsverhalten und Budget passt.
Wenn Sie als Kund:in einer Sparkasse oder Volksbank Ihre Kreditkarte nicht über Ihre Hausbank, sondern direkt beim Kartenausgeber (z. B. Visa, Mastercard oder einem Fintech-Anbieter) beantragen, können folgende Nachteile entstehen:
Fehlende Kontoverknüpfung
Automatischer Lastschrifteinzug entfällt: Viele Sparkassen- und Volksbank-Karten buchen ihre Umsätze automatisch vom Girokonto ab. Bei externer Karte müssen Sie manuell überweisen und Fristen im Blick behalten.
Dispokredit nicht verfügbar: Umsätze laufen nicht über Ihr bestehendes Konto, Sie können also nicht auf Ihren Dispo zurückgreifen.
Kein direkter Service vor Ort
Filialbetreuung entfällt: Ihre Hausbank kann bei Problemen in der Regel direkt vor Ort helfen (Sperre, Ersatzkarte, Nachforschung). Bei externen Anbietern geschieht das nur über Hotline oder Online-Support.
Keine persönliche Beratung: individuelle Konditions- oder Limitverhandlungen laufen dann ausschließlich über den Kartenausgeber.
Eingeschränkte Produktbündel und Boni
Kooperationsvorteile entfallen: Sparkassen und Volksbanken bieten oft vergünstigte Pakete, Cross-Selling-Rabatte oder Bonusprogramme (z. B. Extra-Guthaben im Girokonto) nur in Kombination mit eigener Kreditkarte.
Punktegruppen und Prämienprogramme sind bei Fremdanbietern häufig anders strukturiert oder weniger attraktiv für Ihre spezifischen Bankprodukte.
Unterschiedliche Einlagensicherung bzw. Rechtsrahmen
Einlagensicherung betrifft nur Ihr Guthaben, nicht die Kreditlinie – aber im Streitfall mit einer externen Bank kann das Verfahren für Sie als Privatkunde umständlicher sein.
Rechtsstellung: Bei Kartenzahlung gelten verschiedene AGB und Schlichtungsstellen; mit Ihrer Sparkasse haben Sie gewohnte Haftungsregeln und Ombudsmann-Verfahren.
Technische und organisatorische Hürden
Mobile Payment & Banking-Apps: Ihre Hausbank integriert oft Karte und Girokonto in eine App (z. B. Sparkassen-App, VR-Banking). Eine externe Karte müssen Sie zusätzlich in eine andere App (z. B. Google Pay, Anbieter-App) einbinden.
Kontoauszüge & Steuerbelege: Alle Umsätze sind in getrennten Systemen; für Steuer- oder Haushaltsauswertungen müssen Sie Daten händisch zusammenführen.
Fazit: Wenn Sie Ihren Kreditkartenvertrag nicht über Ihre Sparkasse/Volksbank, sondern direkt beim Kartenausgeber abschließen, verlieren Sie Komfort und Service-Vorteile Ihrer Hausbank: automatische Abrechnung, persönliche Filial-Betreuung, integrierte Banking-App und vergünstigte Produkt-Bundles. Ein externes Angebot kann zwar mit günstigen Konditionen werben, erfordert aber meist mehr Aufwand in Verwaltung, Beratung und im Problemfall.
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