Gesetzliche Krankenkassen 2025: Warum kleine Kassen verlieren und große weiter wachsen
- Oktay Civek
- vor 9 Stunden
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Die Schere zwischen kleinen und großen Krankenkassen öffnet sich weiter. Laut dem aktuellen „GKV-Check-up 2025“ der Unternehmensberatung McKinsey geraten besonders kleinere gesetzliche Krankenversicherungen zunehmend unter Druck – während große Kassen wie die Techniker Krankenkasse (TK) weiter zulegen.
Zusatzbeiträge steigen ungleich
Ein zentrales Problem: Die Zusatzbeiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entwickeln sich zunehmend unterschiedlich. Viele kleinere Kassen, die in den vergangenen Jahren Mitglieder verloren haben, müssen ihre Beiträge erhöhen, um gestiegene Kosten zu kompensieren. Dies macht sie unattraktiver – ein Teufelskreis beginnt.
Größere Krankenkassen hingegen profitieren von stabileren Beitragssätzen und konstantem Mitgliederzuwachs. Die TK verzeichnet mittlerweile rund zwölf Millionen Versicherte, was etwa 16 % aller GKV-Mitglieder entspricht.
Milliarden-Defizit belastet das System
2024 rechnen die gesetzlichen Krankenkassen mit einem Defizit von rund sechs Milliarden Euro – mehr als ursprünglich angenommen. Haupttreiber: steigende Ausgaben für Krankenhausaufenthalte und Medikamente, die jeweils um etwa 9–10 % angezogen haben.
Stephanie Schiegnitz von McKinsey betont, dass viele Kassen durch erhöhte Zusatzbeiträge reagieren – teils sogar mehrfach im Jahr. Beispiel: Die BKK Firmus, einst die günstigste bundesweit geöffnete Krankenkasse, musste bereits nachsteuern.
Rücklagen schwinden
Ein weiteres Problem: Viele Kassen können kaum noch auf Rücklagen zurückgreifen. Seit einer gesetzlichen Änderung aus der Amtszeit von Jens Spahn (CDU) sind überhöhte Rücklagen verpflichtend abzubauen. Die Rücklagen der GKV haben sich seit 2019 halbiert, von über 16 auf rund acht Milliarden Euro.
Kassensterben beschleunigt sich
Während es 1970 noch über 1.800 gesetzliche Krankenkassen gab, sind heute weniger als 100 übrig. Der Gesundheitsökonom David Matusiewicz geht davon aus, dass sich die Zahl bald auf 30 bis 40 einpendeln wird – ein Ziel, das schon unter Ex-Ministerin Ulla Schmidt diskutiert wurde.
Alternde Gesellschaft als Kostenfaktor
Der demografische Wandel trifft die GKV besonders hart: 46 % der Versicherten sind über 50 Jahre alt. Obwohl der Risikostrukturausgleich eigentlich für fairere Mittelverteilung sorgen soll, kritisieren Experten, dass er die Spaltung teils sogar verschärft. Kassen mit vielen gesunden Mitgliedern profitieren – andere werden abgehängt.
Fazit: Reformbedarf ist dringend
Die gesetzliche Krankenversicherung steht unter enormem Druck. Ohne strukturelle Reformen droht vielen kleinen Kassen das Aus. Eine Kommission soll laut Koalitionsvertrag bis spätestens 2027 konkrete Vorschläge liefern. Bis dahin bleibt der Wettbewerb unfair – und die Versicherten zahlen die Zeche.
Tipp für Verbraucher: Wer aktuell hohe Zusatzbeiträge zahlt, sollte einen Krankenkassenwechsel prüfen – oft lässt sich so mehrere hundert Euro im Jahr sparen.
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